Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Crashkurs 1200-1300

Da das 13. Jahrhundert, mit dem sich meine Darstellung vorrangig beschäftigt, zugegebenermaßen nun doch schon eine Weile zurück liegt, möchte ich an dieser Stelle einige einleitende Worte verlieren. Nach klassischer historischer Definition findet im 13. Jahrhundert in Deutschland - genauer: dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation - gerade der Übergang von Hochmittelalter statt.

Für alle, die's nicht wissen: Das Mittelalter wird üblicherweise auf die Zeit zwischen etwa 500 n.Chr. bis etwa 1500 n.Chr. definiert - je nachdem, welchen Aspekt der Geschichte man betrachtet. Diese ca. 1000 Jahre unterteilt man nun üblicherweise in drei Phasen: Frühmittelalter (6.-10. Jhdt.) mit Völkerwanderung, Merowingerreich und dem Reich Karls des Großen, Hochmittelalter (ca. bis 1250) mit der Gründung des Deutschen Reiches, den ersten Kreuzzügen und dem Investiturstreit und Spätmittelalter mit dem Aufstieg der Städte, Intensivierung des Handels und den großen Pestwellen.

Politische Wirren

Zurück zum 13. Jahrhundert: Befassen wir uns doch zunächst ein wenig mit Hoher Politik im Reich. An dessen Spitze steht bekanntlich der König, der auch zum Römischen Kaiser erhoben werden kann - sofern er denn die Reise in die Ewige Stadt antritt. Dieses Amt ist seit 1137 in der Hand der Staufer, die im 12. Jahrhundert hier bereits unter anderem die Lichtgestalt Friedrich Barbarossa (1152-90) hervorgebracht haben.

Sein Nachfolger, Kaiser Heinrich VI (1190-97) hält 1192-94 Richard Löwenherz von England gefangen und löst diesen erst gegen Zahlung eines Lösegeldes und der Verrichtung des Lehnseides aus. Er söhnt sich mit den Gegenspielern der Staufer, den Welfen unter Führung von Heinrich dem Löwen aus und erreicht durch Heirat die Personalunion des Deutschen Reichs - das in dieser Zeit bis Norditalien reicht - und dem einst normannischem Königreich Sizilien. Leider stirbt er viel zu früh mit nur 32 Jahren. Bis 1198 ist Konstanze, Witwe Heinrichs VI und Mutter des noch unmündigen Sohnes Friedrich, Regentin des Reiches, verstirbt dann aber ebenfalls. Friedrich ist ab diesem Zeitpunkt unter die Vormundschaft Papst Innozenz III (1198-1216) gestellt.

Im Reich kommt es nun zum Doppelkönigtum des Staufers Philip von Schwaben (1198-1208) und des Welfen Otto IV (1198-1218), bis zum Bamberger Königsmord an Philip 1208. Nach Zugeständnissen an den Papst im Vertrag von Neuss 1201 und im Vertrag von Speyer 1209 wird Otto IV 1209 zunächt zum Kaiser gekrönt. Nach einem Unteritalienzug wird er jedoch gebannt und Friedrich II wird 1210 König und 1220 Kaiser.

Die Ära Friedrichs II

Friedrich II, das "Staunen der Welt" ist zunächt abhängig vom Papst und bestätigt die Zugeständnisse seines Kontrahenten Otto in der Goldenen Bulle von Eger 1213. Der mit England verbündete Otto wiederum erleidet eine Niederlage gegen Philippe II Auguste von Frankreich in der Schlacht von Bouvines 1214.

Aber auch Friedrichs Verhältnis zum Papst bleibt schwierig: Im Vertrag von San Germano wird 1226 die Durchführung eines Kreuzzugs unter der Führung Friedrichs vereinbart. Nach dem Start 1227 muss Friedrich aber wegen Ausbruch einer Seuche abbrechen. Die Reaktion des Papstes Gregor IX (1227-41) ist die Bannung des Kaisers. 1228-29 wird der Kreuzzug dennoch durchgeführt. Dennoch erfordert der Frieden von Ceprano 1230 weitere Zugeständnisse in Sizilien an den Papst, um den Bann zu lösen.

Der Kaiser hat nun zwei Reiche zu beherrschen und zu verwalten und muss daher für Ruhe im Kernreich sorgen. Dies erreicht er durch Bestätigung seines Sohnes Heinrich VII als König 1220. Dafür muss er allerdings empfindliche Zugeständnisse an die geistlichen Fürsten machen. Als Heinrich dann 1228 die Regentschaft übernimmt, erbt er ein Spannungsfeld zwischen Königs- und Fürstenmacht und muss 1231 auf dem Hoftag von Worms auch den weltlichen Fürsten weitere Herrschaftsrechte zugestehen.

Das Königreich Sizilien - zu dem neben der Insel auch große Teile Süditaliens wie Kalabrinen und Apulien bis kurz vor Rom gehören, so dass dem Vatikan nur ein schmaler Landstreifen zwischen den beiden Reichen Friedrichs bleibt - wird von Friedrich grundlegend reformiert, im Besonderen in der Phase von 1221 bis 1231. Die Neuregelungen werden in den Konstitutionen von Melfi 1231 zusammegefasst.

Gegen die Bestätigung der Wormser Zugeständnisse durch den Kaiser 1232 probt Heinrich nun den Aufstand. Er verbündet sich mit dem Dauerfeind der Kaiser dieser Zeit - den lombardischen Städten. Daraufhin kommt Friedrich nach Deutschland zurück, nimmt seinen Sohn gefangen und kerkert diesen in Apulien ein, wo dieser 1242 stirbt. 1235 kommt es zur Aussöhnung mit den Welfen im Großen Mainzer Landfrieden. Der Enkel Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, wird zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg ernannt.

Nach diesen Aktionen zur Befriedung der Gebiete nördlich der Alpen kann Friedrich nun gegen die Lombardei schlagen: Höhepunkt bildet die Schlacht von Cortenuova 1237 mit dem Sieg des Kaisers. Derweil begehren die Fürsten in Deutschland aber schon wieder auf: Der Landgraf von Thüringen, Heinrich von Raspe, und Graf Wilhelm von Holland werden zu Gegenkönigen gewählt.

Nun spitzen sich auch die Spannungen mit dem Papsttum erneut zu: 1239 wird der Kaiser erneut gebannt, 1245 auf dem 1. Konzil von Lyon sogar als Ketzer eingestuft und für abgesetzt erklärt.

Deutsche Kreuzzüge im Nordosten

In die Herrschaft Friedrichs II fallen deutliche Expansionen im Osten des Reiches. Als Gegenleistung für die Unterstützung gegen die Welfen wird im Vertrag von Metz 1214 zunächst dem dänischen König Waldemar II (1202-41) die Oberhoheit über die Gebiete jenseits der Elbe zugestanden. Die dänischen Eroberungen dieser Zeit reichen entlang der Ostseeküste bis hinauf nach Estland. Während der Gefangenschaft Waldemars bei Graf Heinrich von Schwerin 1223-25 gehen die dänischen Eroberungen jedoch mit Ausnahme einiger Gebiete in Estland (u.a. Reval) verloren und 1227 gelingt den norddeutschen Fürsten gemeinsam mit Lübeck bei Bornhöved ein Sieg gegen Dänemark.

Diese Schlacht markiert den Beginn der deutschen Dominanz im Ostseeraum, insbesondere bezogen auf den Handel. Handelsbündnisse (Hansen) gibt es in Norddeutschland schon seit dem 11. Jahrhundert. Diese Tendenz wird im 13. Jahrhundert fortgesetzt: 1259 kommt es zum Handelsbund zwischen Lübeck, Hamburg, Wismar und Rostock, 1281 schließen Kölner und westfälische Kaufleute in London eine Hanse.

Während Dänemark also auf dem Rückzug im Ostseeraum ist, steigt der Deutsche Orden hier groß ein. Die rechtliche Grundlage dessen bildet die Goldene Bulle von Rimini 1226, in der der Orden unter der Führung des Hochmeisters Hermann von Salza (1209-1239) mit der Eroberung der heidnischen Gebiete in Preußen beauftragt wird, das nun Ordensland ist und 1234 direkt dem Papst unterstellt wird. Als Basis hierfür dient das Kulmerland, das Herzog Konrad von Masowien dem Orden überlassen hat.
Die Kreuzzüge gegen die Pruzzen setzen 1231 von Thorn und 1233 von Kulm aus unter der Leitung Hermann von Balks ein. Der Erfolg der Eroberung Preußens (einem nicht allzu großem Gebiet rund um Königsberg) kann jedoch erst 1283 verbucht werden.

Weiter nordöstlich ist schon länger ein Gebiet in deutscher Hand. Beginnend um 1184 von Lübeck aus, finden "Kreuzzüge" ins Kurland und nach Livland (etwa Litauen / Lettland) statt. 1201 wird als Zentrum dieser Gebiete im Zuge eines Kreuzzugs die Stadt Riga vom Bremer Domherren Albert von Appeldern in der Funktion des Bischofs von Livland (1199-1229) gegründet. Eben dieser Bischof ist es auch, der den Schwertbrüderorden (rotes Kreut auf weißem Mantel) gründet. Es folgt bis 1230 die Eroberung der umliegenden Regionen, also Livlands und Kurlands. In der Praxis bedeutet dies: Verteilung des Landes unter Adligen und Gründung neuer Städte. Es erfolgt aber keine Landnahme im Sinne der Ansiedlung von Bauern.

Da das nördliche Gebiet - beide sind durch Litauer und Samaiten räumlich von einander getrennt - 1236 eine Niederlage gegen Litauer und Semgaller bei Saule hinnehmen muss, werden beide Gebiete 1237 vereinigt. Der Versuch eines Vorstoßes nach Nordosten, in das Gebiet Nowgorods, endet 1242 mit der Schlacht auf dem Peipus-See. Damit sind die Grundlgen des Ordensstaates gelegt, der hier bis ins 15. Jahrhundert hinein herrscht.

Untergang der Staufer und Interregnum

Friedrich II stirbt 1250 in Apulien (perfekte Jahreszahl, um hier das Hochmittelalter enden zu lassen). Nachfolger wird sein Sohn Karl IV (1250-54), der aber schon kurz nach der Einnahme Neapels 1253 stirbt. Damit ist im Reich de facto kein Staufer mehr an der Macht. Anders die Lage im Königreich Sizilien: Hier in Manfred, Bastard Friedrichs, Regent. Dieser fällt 1266 in der Schlacht von Benevent gegen Karl von Anjou, dem Bruder des französischen Königs Ludwig IX, dem der Papst Sizilien angetragen hat. Der junge Sohn Karls IV, Konradin, verliert 1268 in der Schlacht von Tagliacozzo gegen Karl von Anjou und wird in Neapel öffentlich hingerichtet.

Mit dem Ende der Staufer verliert auch das Königtum im Reich an Einfluss. 1257 werden zwei Könige zugleich gewählt: Alfons von Kastilien bis 1284 und Richard von Cornwall bis 1272. Das Fürstentum profitiert nun von den Zugeständnissen, die ihm im Laufe der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts gemacht wurden und bildet vermehrt Landesherrschaften als Reiche im Reich heraus. Könige dürfen diesen Landesherren nichts entgegen zu setzen haben und sind in der Folge vorrangig darauf konzentriert, ihre Hausmacht zu erweitern. Die Idee vom Römischen Reich bricht in dieser Phase zusammen, d.h. die Italienpolitik, wie sie die Staufern betrieben haben, kommt zum Erliegen. Dadurch löst sich das deutsche Königtum auch von der Idee der engen Bindung als Schutzherren an den Papst. 

Bereits im Interregnum bilden sich nun die mächtigsten Landesherren im Reich heraus: die Kurfürsten, also diejenigen weltlichen und geistlichen Fürsten, die das Recht haben, den König zu "küren", also zu wählen. Das Erbrecht ist im Deutschen Reich damit endgültig vom Tisch. Ein weiterer Profiteur des Interregnums sind die Städte im Reich, die sich weiter emanzipieren. So kommt es 1254 mit dem Rheinischen Städtebund zum ersten Städtebund im Reich.

Aufstieg der Habsburger

Vor dem Hintergrund der genannten Parameter wird der Habsburger Rudolf 1273 zum König gewählt - und damit zum Gegenkönig Ottokars II von Böhmen. Es kommt zum Konflikt zwischen den beiden, der 1278 mit der Schlacht auf dem Marchfeld entschieden wird. Ottokars Sohn Wenzel II erhält nur noch die böhmischen und mährischen Besitzungen seines Vaters, der Rest wird Teil der neuen Hausmacht der Habsburger. 1282 werden die Söhne Rudolfs mit Österreich und der Steiermark belehnt.

1287 wird auf dem Reichstag zu Würzburg ein allgemeiner Landfrieden erlassen. Als Rudolf 1291 stirbt, wird Adolf von Nassau zu seinem Nachfolger gewählt. Dieser wird jedoch 1297 bereits wieder abgesetzt und fällt 1298 in der Schlacht von Göllheim gegen den Sohn Rudolfs, Albrecht I von Habsburg. Der rasante Aufstieg der Habsburger wird 1308 jedoch durch den Mord an Albrecht vorerst gebremst und so wird das 14. Jahrhundert weitere Wechsel der Herrscherdynastien, vor allem aber die Vorherrschaft der Luxemburger erleben.

Ausbau des Levantehandels

Die Schwächung Siziliens und des Kaisertums in Italien und der arabischen Mittelmeerherrschaft allgemein begünstigen nun den Aufstieg zweier neuer Handelsmächte im Süden: Die Stadtrepubliken Venedig und Genua bauen den Levantehandel in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts deutlich aus.

Venedig profitiert bereits zu Beginn des Jahrhunderts ungemein vom 4. Kreuzzug, bei dem Enrico Dandalo 1192-1205 den Transport übernimmt, so dass Häfen und Stützpunkte entlang von Adria und Schwarzem Meer zum Teil als Fürstentümer an venezianische Adlige kommen.

Genua und Pisa befreien zunächst gemeinsam das westliche Mittelmeer. Genua erobert 1261 mit Nikaia Kaffa und Tana am Schwarzen Meer und siegt 1284 über Pisa.

Die Folge dieses Aufstiegs der beiden Republiken ist die deutliche Intensivierung des Handels entlang der genannten Routen. Insbesondere edle Stoffe (Seide, Damast, Brokat, auch Baumwolle) und Gewürze, aber auch Farbstoffe wie das Rotholz gelangen nun ein einem ganz neuen Ausmaß nach Italien und damit auch nach Mitteleuropa.

Kreuzzüge im 13. Jahrhundert

Auch das Thema der Kreuzzüge ist im 13. Jahrhundert noch aktuell - wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so "chic" wie noch im 12. Jahrhundert, als sich die "Promis" der europäischen Machthaber im Heiligen Land die Klinke in die Hand geben. Zum Kreuzzug Heinrichs VI kommt es durch dessen Tod 1197 - wodurch die Eroberung des byzantinischen Reichs durch Kreuzfahrer ausbleibt.

Verschoben ist aber nicht aufgehoben und so kommt es 1204 zur Eroberung und Plünderung von Byzanz durch westliche Kreuzfahrer des 4. Kreuzzugs (1202-04), zu dem Innozenz III gerufen hatte und der logistisch von Venedig unterstützt wird. Maßgeblich bestimmend in diesem Kreuzzug sind jedoch französische Adlige. Byzanz / Konstantinopel wird nun zum Mittelpunkt des Lateinischen Kaiserreichs, das erst 1261 durch den griechischen Kaiser Michael Palaiologos mit Unterstützung Genueser Truppen zurückerobert wird.

Der "Kinderkreuzzug" 1212 als Massenbewegung der unteren Schichten (oder etwa doch Halbwüchsiger?) ist ein dunkles Kapitel. Es wird vermutet, dass größere Zahlen von Marseille aus nach Alexandria verschifft werden und dort als Sklaven verkauft werden.

Der 5. Kreuzzug des gebannten Friedrichs II 1228-39 stellt nun eine große Überraschung für die sonst eher auf dem Rükzug befindliche Kreuzfahrerbewegung dar: Ohne Kampf gelingt es dem Kaiser, in Verhandlungen mit Sultan Elkamil von Ägypten die Städte Jerusalem (seit der Schlacht von Hattin 1187 in muslimischer Hand), Bethlehem und Nazareth vertraglich den Kreuzfahrerstaaten zu integrieren. Der Frieden währt jedoch nur kurz und so kommt es 1244 zur erneuten Rückeroberung Jerusalems, das nun endgültig verloren ist.

Damit endet auch das "goldene Zeitalter" der Kreuzzüge. Es folgen Fiaskos: Der 6. Kreuzzug 1248-54 unter Ludwig IX dem Heiligen von Frankreich führt nach Ägypten und dort zunächst zur Einnahme von Damiette 1249. Nach der Niederlage bei Mansura geraten König und Heer jedoch in ägyptische Gefangenschaft und kommen nur gegen Zahlung eines hohen Lösegelds wieder frei. 1270 versucht sich Ludwig IX dann noch einmal: Nach der Überfahrt nach Tunis kommen König und große Teile des Heeres um.

Es dauert noch bis 1291, bis mit dem Fall von Akkon der Untergang der Kreuzfahrerstaaten endgültig besiegelt ist. Zwei Relikte überdauern jedoch: Zypern bis 1489, Rhodos unter den Johannitern sogar bis 1523.

 

Wer sich jetzt wundert, woher ich das alles weiß: Diese Auflistung beruht auf dem dtv-Atlas Weltgeschichte, Band 1, 32. Auflage 1998, Deutscher Taschenbuchverlag, München


Stand 27.04.2011 20:50:46 Uhr

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