Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Weben am Trittwebstuhl

Der Trittwebstuhl im Mittelalter

Im Gegensatz zum Gewichtswebstuhl hat sich der Trittwebstuhl mit einigen Verbesserungen in seiner Form bis heute erhalten. Es wird allgemein angenommen, dass diese Form des Horizontalwebstuhls im Laufe des 13. Jhdts. den Gewichtswebstuhl in der berufsmäßig organisierten Produktion verdrängt.
Heute kennen wir den Aufbau hoch- und spätmittelalterlicher Trittwebstühle nur von Abbildungen und wenigen Bodenfunden (Abdrücke von Pfosten in Grabungen, Kleinteile wie Rollenzüge). Antiquarisch trifft man immer wieder auf Webstühle, wie sie auch im Mittelalter hätten verwendet werden können.

Darstellung eines Trittwebstuhls (ca. 1200) Trittwebstuhl in der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (1389) Bereits eine recht frühe Darstellung eines Trittwebstuhls (ca. 1200) zeigt die wesentlichen Elemente: 2 Schäfte an 2 Tritten, mit einfachen Umlenkrollen; Kett- und Tuchbaum und ein Schiffchen. Bemerkenswert an der gezeigten Konstruktion ist der offenbar eingelegte Reedekamm (zum Sortieren der Kette), während die Kette auf dem Kettbaum scheinbar wahllos auffächert. Gut erkennbar ist hier auch das Prinzip der Bremse (heutzutage über Zahnradsysteme gelöst), die hier einfach am Rahmen des Webstuhls eingerastet wird.

Ein weiteres, gerne zitiertes, Beispiel aus der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (hier 1389) zeigt die Befestigung der Umlenkrollen an der Zimmerdecke und ebenfalls ein Schiffchen. Hier wird jedoch kein Kamm dargestellt und auch das Bremssystem bleibt eher unklar.

Zu den Hintergründen der Tuchproduktion im mittelalterlichen Franken verweise ich auf meinen Artikel Tuchproduktion in Nürnberg.


Rekonstruktion eines mittelalterlichen Trittwebstuhls

Hier möchte ich ein Projekt schrittweise dokumentieren, das letztendlich zur Darstellung einer hoch- oder spätmittelalterlichen Weberei führen soll.

Trittwebstuhl kurz nach dem Erwerb Am Anfang stand ein antiquarisch erworbener Trittwebstuhl aus Siebenbürgen, der vermutlich noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die nebenstehenden Abbildungen zeigen den Zustand des Webstuhls direkt nach dem Kauf.

Der Webstuhl besteht aus Buchenholz und weist eine Breite von knapp 80cm auf. Das Gestell ist vollständig erhalten, aber einige Teile mussten angepasst werden: Es fehlte die Aufhängung für die beiden Schäfte, die Litzen waren nicht mehr brauchbar und die Tritte mussten repariert werden.

CAD-Modell des Trittwebstuhls Erster Schritt beim Reaktivieren dieses Webstuhls war die Planung der weiteren Schritte. Hierzu wurde ein einfaches CAD-Modell angefertigt, das den Webstuhl zum Zeitpunkt des Kaufes zeigt. Daneben wurden die fehlenden Teile ergänzt und auskonstruiert. Für die Lade wurde eine einfache Aufhängung vorgesehen. Das Umlenken der Schäfte erfolgt um ein rundgeschliffenes Holz. Als Bremssystem wurde die Verkantung am Boden geplant. Daneben wurden die Tritte komplett erneuert.

Unbespannter Trittwebstuhl Trittwebstuhl beim Aufschären Die nebenstehenden Abbildungen zeigen das Ergebnis unserer Arbeiten am Webstuhl bei seinem ersten Einsatz in Bad Windsheim. Dabei wurden die Litzen noch nicht über der kompletten Breite aufgespannt.


Zubehör

Schiffchen SchiffchenDie folgenden Abbildungen zeigen das zum Weben verwendete Zubehör. Einfache geschnitzte Schiffchen aus Holz sind aus einigen spätmittelalterlichen Stadtkerngrabungen bekannt.

Ried Über den genauen Aufbau eines Rieds im Mittelalter ist mir zum heutigen Zeitpunkt nichts bekannt. Es ist daher zu vermuten - aber nicht eindeutig geklärt - dass auch hier fein aufgespleißtes Ried zur Trennung der Kettfäden verwendet wurde.
 

Stoff

Handgewebter Wollstoff Mit einem Trittwebstuhl des gezeigten Typs sind vorrangig sehr einfache Stoffe in Leinwandbindung zu fertigen, die durch alternierende Fachbildung mit den beiden Schäften entstehen. Das nebenstehende Bild zeigt ein Beispiel.


Stand 11.10.2012 22:19:04 Uhr

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Dieser Bericht ist das Ergebnis eines Workshops zum Weben am Trittwebstuhl.

Erfahrungsbericht: Weben am modernen Trittwebstuhl Erfahrungsbericht: Weben am modernen Trittwebstuhl