Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Weben am Gewichtswebstuhl

Darstellung eines Gewichtswebstuhls im 13. Jahrhundert Eines der von mir in Coproduktion durchgeführten Projekte war der Bau eines Gewichtswebstuhls, das Aufschären und das Weben an dieser Konstruktion. Der Gewichtswebstuhl war bereits sehr lange vor dem 13. Jahrhundert eine verbreitete Methode zur Tuchherstellung und wurde im 13. Jahrhundert durch den Trittwebstuhl verdrängt, wie er sich mit geringen Modifikationen bis in unsere Zeit erhalten hat. Vorteil des Gewichtswebstuhls ist der geringe Platzbedarf, nachteilig sind einige umständliche Handgriffe z.B. beim Nachwickeln der Kette.

Der gezeigte Gewichtswebstuhl stammt aus einem Musterbuch aus dem österreichischen Kloster Rein/Reun (13. Jhdt.).

Die produzierte Rekonstruktion besteht aus Eschenholz und umfasst zwei Stützstangen mit Astgabeln am Ende, eine stärkere Stange als Tuchbaum, einen Litzenstab und einen Trennstab. Der Litzenstab wird in kleineren Astgabeln an den Stützstangen befestigt, was erst die Bildung des Fachs ermöglicht.

Befestigung der Anfangskante und Kettfäden am Tuchbaum Die folgenden Abbildungen sollen das Aufschären und das Weben am Gewichtswebstuhl veranschaulichen. Ziel ist das Weben eines einfachen Tuchs in Leinwandbindung aus selbst gesponnener Wolle. Die gewünschte Webbreite beträgt 120cm, was bei einer gewünschten Webdichte von 6 Fäden pro Zentimeter einer benötigten Fadenzahl von 720 entspricht (360 vorne, 360 hinten). Dazu kommen 32 Fäden für die Randkante (siehe unten). Kettlänge ist 200cm.

Zunächst wird der Webstuhl aufgebaut, was in diesem Fall an einer Wand innerhalb meiner Wohnung geschah. Nun wird die brettchengewebte Anfangskante an den Tuchbaum gebunden (z.B. mit Hilfe von Leinengarn). Diese Anfangskante entsteht - wie z.B. bei Martha Hoffmann beschrieben - durch ein einfaches brettchengewebtes Muster, bei dem der Schussfaden nicht durchgängig ist, sondern jeweils einen der Kettfäden des späteren Gewebes am Gewichtswebstuhl bildet. Die Fäden werden paarweise sortiert (vorne/hinten).

Anbringen der Gewichte an die hinteren Kettfäden Die hinteren Kettfäden werden nun hängen gelassen und mit Gewichten versehen. Hierfür kamen hier einfache ungebrannte Tonscheiben ("Donuts") zum Einsatz. Jeweils ca. 36 Fäden wurden an ein Gewicht gebunden, wobei 10 Gewichte für die hinteren Kettfäden verwendet wurden.

Brettchenkante Um parallel zum Weben eine einfach Randkante zu erzielen, werden Brettchen auf die äußeren Kettfäden gefädelt, die analog zum Brettchenweben später bei jedem Schuss gedreht werden müssen. Im vorliegenden Fall wurden Pappbrettchen verwendet. Es kamen an jeder Seite 4 Brettchen zum Einsatz, was jeweils 8 Fäden vorne und 8 Fäden hinten für die Randkante benötigte.

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