Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Hohe Schuhe

Hohe Schuhe mit Bindung um den Knöchel

Hoher Schuh Beim Halbhohen oder Hohen Schuh geht der Schuh bis über den Knöchel. Dabei ist der Materialverbrauch und damit auch der Preis des Schuhs deutlich höher, aber die Stabilität und Dichtheit des Schuhs wird erhöht. Der abgebildete Hohe Schuh (rechts) mit Bindung um den Knöchel herum hat einen für das 13. Jahrhundert typischen einteiligen Zuschnitt, d.h. Schaft und Fußteil sind aus einem Stück gearbeitet. Später wird der Schaft aus einem zweiten Stück angesetzt, was durch die zusätzliche Naht eine höhere Arbeitszeit bei der Herstellung erfordert, aber beim Zuschnitt materialsparender ist. [1,2]

Hoher Schuh Hoher Schuh Hoher Schuh Hoher Schuh Hoher Schuh Hoher Schuh Hoher Schuh mit eingeschnittenen Ösen












Grob gesagt läuft dieser geschnürte Hohe Schuh etwa vom späten 12. Jahrhundert bis etwa 1300. Die Art der Schnürung kann sich dabei stark unterscheiden, vom einzelnen umlaufenden Riemen (siehe auch das entsprechende Beispiel bei Stiefel), über die drei oder mehr Einzelriemen wie bei den Beispielen oben bis hin zu zerlegten, geknoteten Riemen (die die Ferse nicht mehr umfassen) wie beim folgenden Beispiel.
Besonders ist hierbei auch die Art der Ösenbildung, die nicht einfach durch Einschnitte erfolgt (die sich im Übrigen bzgl. der Anzahl pro Umlauf von Fund zu Fund unterscheiden), sondern durch einen eingelegten Riemen erfolgt, der innen im Schaftleder vernäht ist. [1]

Hoher Schuh mit eingelegtem Bindungsriemen  Hoher Schuh mit eingelegtem Bindungsriemen Hoher Schuh mit eingelegtem Bindungsriemen Hoher Schuh mit eingelegten Lederstreifen










Seitlich geschnürte hohe Schuhe

Seitlich geschnürter Hoher Schuh Seitlich geschnürte halbhohe und hohe Schuhe treten im Fundgut aus Konstanz im 14. und 15. Jahrhundert auf. Das hier gezeigte Exemplar vereint mehrere Besonderheiten: Der Schuh ist zweiteilig mit Vorder- und Hinterblatt gehalten (was im Konstanzer Fall der Mehrheit der gefundenen Schuhe entspricht), aus Rinderleder (was der Minderheit entspricht) und trägt - wie offenbar üblich - sehr viele Applikationen zur Verstärkung auf der Innenseite.
Die Hinterkappe läuft auf der Außenseite zur Verstärkung der Schnürung - die allerdings separat gehalten wird - und auf der Innenseite nach vorne in eine Seitenverstärkung über, die auf der Außenseite angestückelt wird. Die Ristnaht wird mit einem elliptischen Lederstück unterlegt, wobei es im Fundgut starke Variationen bezüglich der Orientierung der längeren Achse dieser Ellipse gibt.
Die Schnürung liegt bei diesem Schuhtyp - im Gegensatz zum Halbschuh - bei der Mehrheit der gefundenen Exemplare auf der Außenseite.
Eine Besonderheit des gezeigten Hohen Schuhs ist die Schaftrandeinfassung, die hier durch Umklappen und Annähen erreicht wird. Dies ist bei hoch- und spätmittelalterlichen Schuhen sonst absolut unüblich, entspricht hier aber einem Exemplar aus dem Konstanzer Fundgut. [2]

Seitlich geschnürter Hoher Schuh Seitlich geschnürter Hoher Schuh Seitlich geschnürter Hoher Schuh Seitlich geschnürter Hoher Schuh








Frontal geschnürte hohe Schuhe

Hoher Schuh mit vorn liegendem Schnürverschluß Hoher Schuh mit vorn liegendem Schnürverschluß Es bleibt noch eine weitere Schnürung, die für das Mittelalter nachweisbar ist: Der klassische vorne liegende Schnürverschluss. Dieser ist offenbar wie die seitliche Schnürung im 14. und 15. Jahrhundert in Mode und lässt sich in Konstanz vor allem in das 15. Jahrhundert verorten. Von den dortigen Funden her kennen wir jedoch lediglich die (vom restlichen Schuh unabhängig geschnittenen) Schäfte, die aus Caprinaeleder, also Ziege oder Schaf, gefertigt wurden. Es bleibt offen, aus welchem Leder der untere Teil des Schuhs bestand. Der hier gezeigte Rekonstruktionsvorschlag verwendet hierzu Rinderleder. [2]



Quellen

[1] Schnack, Christiane: Die mittelalterlichen Schuhe aus Schleswig. Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 10. Wachholtz Verlag. Neumünster: 1992.
[2] Schnack, Christiane: Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. Materialhefte zur Archäologie. Heft 26. Konrad Theiss Verlag. Stuttgart: 1994.

Stand 26.05.2013 19:30:37 Uhr