Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Lindenhardt - St. Michael

St. Michael in Lindenhardt St. Michael in Lindenhardt St. Michael in Lindenhardt Wappen von LindenhardtDie heutige evangelische Pfarrkirche St. Michael in Lindenhardt bei Creußen ist ursprünglich Unserer Lieben Frau gewidmet. Sie gilt mit einer überlieferten Gründung und Weihe durch den Bamberger Bischof Otto I um 1130 als eine der ältesten Pfarreien ihrer Region und ist die höchstgelegene Pfarrkirche in der Fränkischen Schweiz. Der Ort selbst wird 1125 erstmals erwähnt, als er von König Heinrich V an Pfalzgraf Otto von Wittelsbach übereignet wird. Im Zuge der Gründung der Pfarrei um 1130 geht der Besitz des Pfalzgrafen an das Benediktinerkloster Ensdorf bei Amberg über. Sprachlich setzt sich der Ortsname wohl aus der Linde und dem Begriff "Hardt" für Wald zusammen - doch zeigt auch das überlieferte Wappen des Ortes einen Lindwurm, was auch zur späteren Umwidmung der Kirche zu Michael passt.

Der Ort wird 1280 als Markt angesprochen und gehört zum wittelsbachischen Amt Eschenbach-Frankenberg. 1345 geht der Ort endgültig in den Besitz des Klosters Ensdorf über und wird durch den Bamberger Bischof Friedrich von Hohenlohe zur Probstei erhoben. 1529 erfolgt dann die Reformation unter Markgraf Georg und 1601 geht das Patronatsrecht an die Markgrafen. Am 10. April 1684 kommt es zum großen Lindenhardter Brand, bei dem der Ort mit Ausnahme von fünf Gebäuden zerstört wird. Auch die Kirche nimmt dabei deutlichen Schaden und muss in den oberen Bereichen (Dach, Empore) erneuert werden. Zum Wiederaufbau des Ortes lässt Markgraf Christian Ernst im Fürstentum eine Brandsteuer eintreiben, die einen Ertrag von 708 Gulden bringt.

St. Michael in Lindenhardt St. Michael in Lindenhardt Viel Substanz des Kirchengebäudes stammt noch aus dem Spätmittelalter. Der untere Teil des Westturms wird in das 14. Jahrhundert datiert und zeigt sehr niedrige Türen. Im Erdgeschoß des Turmes befindet sich ein Tonnengewölbe. Der Vorchor mit seinem quadratischen Joch und Sterngewölbe stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und das mit 14m x 13m fast quadratische Langhaus aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Andere Gebäudeteile sind jünger: Das Chorhaupt mit einem schmalen Joch und einem 5/8-Chorschluß stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, die oberen Stockwerke des Turmes aus einer Bauphase 1860/61. 1894/97 wird die Kirche restauriert und erhält eine neue Langhausdecke eingezogen sowie den kleinen Treppenturm, der zur Orgelempore führt.

St. Michael in Lindenhardt St. Michael in LindenhardtIm Inneren zeigt die Kirche ein sehr reichhaltig ausgeschmücktest Gestühl und eine Orgel von 1860 unter der neuen Langhausdecke. Diese Ausstattung entspricht im Wesentlichen dem renovierten Zustand nach dem großen Lindenhardter Brand von 1684. Allerdings ist die heutige Farbfassung das Ergebnis einer Renovierung 1926 und die farbigen Ornamente am Gestühl stammen sogar erst von 1956. Die neugotische Kanzel stammt erst von 1897.

 

 

 

 

Altar in Lindenhardt Altar in Lindenhardt Altar in Lindenhardt Altar in LindenhardtDas wohl bekannteste Stück im Inneren der Kirche ist der Altar im Chor. Er wird Lindenhardt im Jahr 1687 von Bindlach geschenkt und trägt an der rechten Schmalseite eine Datierung mit dem Jahr 1503, die bedingt durch die Art der Anbringung verbindlich für die Bilder und die Schnitzereien des Altares ist. Es konnte gezeigt werden, dass die Fassung der Gewänder der Figuren mit der eines Altars in Schwabach übereinstimmt, der von Wolgemut in Nürnberg hergestellt wurde. Die Bindlacher Kirche hat Bartholomäus als Patron, was erklärt, warum dieser Apostel im Altar dargestellt wird. 1665 erwirbt Bindlach einen neuen Altar und hat daher keine Verwendung mehr für den alten Altar. 1684 brennt Lindenhardt bis auf fünf Häuser ab und so kommt es zur angesprochenen Schenkung. 

Die bemalten Außenseiten und Rückseite des Altars zeigen Tafelmalereien, die als Frühwerk Matthias Grünewalds gehandelt werden, was aber wohl nicht mehr eindeutig zu klären ist. Andere Theorien nehmen beispielsweise Hans von Kulmbach als ausführenden Maler an. Diese Malereien zeigen an den Außenseiten die Vierzehn Nothelfer und auf der Rückseite Christus als Schmerzensmann. Die Vierzehn Nothelfer werden in der Region seit der Vision des Schäfers Hermann Leicht in Vierzehnheiligen besonders verehrt. Dieses Ereignis ist für den 24.9.1445 überliefert. Auf den beiden Tafeln sind zwei Heilige besonders hervorgehoben - Georg und Dionysius. Die Dionysius-Tafel zeigt zudem Aegidius, Cyriakus, Achatius, Erasmus und Veit. Die Georgs-Tafel zeigt Margarete, Barbara und Katharina, Blasius, Pantaleon, Christophorus mit dem Christuskind und Eustachius. Die fehlenden Tafeln der Predella konnten inzwischen identifiziert werden und befinden sich heute auf der Veste Coburg. Sie zeigen im geschlossenen Zustand ein Abendmahlsbild und im geöffneten Zustand die Heiligen Agnes und Dorothea.

Altar in LindenhardtAuf der Vorderseite zeigt der Altar Schnitzfiguren der Muttergottes auf der Mondsichel und der Heiligen Otto und Veit. Die Flügelinnenseiten zeigen in Reliefs die Heiligen Wolfgang, Bartholomäus, Heinrich und Kunigunde. Die Fassung der Vorderseite stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert (Sockel, Rahmen und das Gesprenge von 1897). Bis zur Entstehung dieser Elemente, die die ursprüngliche spätgotische Anordnung wiederherstellen, wird der Altar mit den Flügeln oben auf dem Schrein montiert präsentiert.

 

Evangelistensymbole in LindenhardtIm Inneren des Chores haben sich im westlichen Chorjoch im Sterngewölbe noch Malereien Gewölbemalereien erhalten, die in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert werden. Sie zeigen die Symbole der Evangelisten. Die drei Gewölbeschlußsteine - von denen einer zwischen den Evangelisten sitzt - stammen allerdings erst von 1955, als bei Restaurierungsarbeiten am Gewölbe die Malereien freigelegt werden können.

Epitah in Lindenhardt Epitaph in LindenhardtIn der Kirche befindet sich ein Grabrelief des Albrecht Groß von Trockau aus der Zeit um 1490. Die Figur des über einen Löwen triumphierenden Ritters ist aus Sandstein gearbeitet und ist im Bereich der rechten Hand mit der Wimpelstange sowie der Schwertgriff ergänzt. Karl Sitzmann hat zu diesem Epitaph die These aufgestellt, dass es vom Bamberger Bildhauer Hans Nußbaum hergestellt worden ist - doch weitere Belege hierfür existieren nicht.

Weitere Grabsteine in der Kirche stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, wie der Grabstein für Pfarrer Nikolaus Degen und seine Frau, die im Halbfigurenrelief gezeigt werden. Diese Arbeit stammt 1703 von Elias Räntz, nachdem Degens Frau verstorben ist, die er noch um 20 Jahre überleben wird. Auch außen an der Kirche befinden sich einige neuzeitliche Grabmäler - letzte Reste des 1837 aufgelassenen Friedhofs.

Steinrelief in LindenhardtAn der Außenseite des Chores befindet sich darüber hinaus noch ein Relief aus rotem Stein. Dieses zeigt einen Schmerzensmann und etwas verkleinert daneben einen knieenden Steinmetzmeister, der durch Schild, Winkelhaken und Hammer gekennzeichnet wird. Dieses Relief wird auf den Beginn des 16. Jahrhunderts datiert. Es wird vermutet, dass es sich ursprünglich in der heute abgeborchenen Kapelle von Muthmannsreuth befindet.

Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen sowie auf den Schnell & Steiner Kunstführer Nummer 1526 in der 2., verbesserten Auflage von 1994 verwiesen.


Stand 06.01.2017 03:09:40 Uhr