Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
 

Burgwindheim - St. Jakobus

Wappen von Burgwindheim Burgwindheim, 1136 erstmals als "Windeheim" urkundlich erwähnt (der Name "Burgwindenheim" ist erst ab 1331 überliefert), ist im Mittelalter zunächst Würzburger Lehen und als solches zunächst Besitz der Herren von Windeheim. Mit dem Erstarken des Klosters Ebrach wechselt der Ort nach und nach den Besitzer: Zunächst erwirbt das Kloster 1275 verschiedene adelige Besitzungen; 1278 treten diverse Besitzungen des Ludwig von Windheim gemeinsam mit ihm ins Kloster ein. Hierbei werden "castrum" - also eine Burg - und "villa" - also der Ort - genannt. 1363 erlangt der Ort dann das Marktrecht, das ihm in einer Urkunde Kaiser Karls IV verliehen wird.

Große Bedeutung für die Entwicklung der Ortschaft im ausgehenden Spätmittelalter und der frühen Neuzeit hat das Hostienwunder von 1465. In dessen Folge setzt eine Wallfahrt nach Burgwindheim ein. Der Überlieferung nach öffnete sich bei einer Corpus-Christi-Prozession ohne äußeren Einfluss die Monstranz und die Hostie fiel zu Boden (siehe Quellentranskription unten). Die gefallene Hostie ließ sich nicht nun wohl nicht mehr aufheben, sondern konnte von Abt Burkhard II. Scheel von Ebrach erst nach achttägigem Fasten und Beten erst wieder erhoben werden. Daher wurde in der Zwischenzeit eilig ein Holzverschlag über der Hostie errichtet. Die erste Wallfahrtskapelle zu Burgwindheim war gebaut. Erst später wurde die Wallfahrt dem Heilig Blut zugeordnet.

Bis zur Säkularisation 1803 verbleibt Burgwindheim im Besitz des Klosters Ebrach und wird ab 1728 sogar Sitz eines Ebracher Amtes, da sich das neue Schloß gut hierfür eignet.

St. Jakobus in Burgwindheim St. Jakobus in Burgwindheim St. Jakobus in Burgwindheim Die heutige katholische Pfarrkirche St. Jakobus in Burgwindheim ist ein neuzeitlicher Bau, dessen Turm von 1615 stammt - und den Einfluss des Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn zeigt -, das Langhaus nach Baufälligkeit der ursprünglichen Kirche an dieser Stelle von 1748/51. Das Gebäude befindet sich an der Stelle der mittelalterlichen Kirche von Burgwindheim. Die Inneneinrichtung ist im Stil des Rokoko gehalten und stellt damit eine Besonderheit im fränkischen Raum dar. Die reich verzierte Stuckdecke zeigt Rocaillearbeiten nach Entwürfen des Würzburger Hofbildhauers Wolfgang van der Auwera. Die drei Deckengemälde von Anton Clemens Lünenschloß - der auch in Ebrach tätig war - zeigen die Wallfahrtslegende aus dem Blickwinkel des Rokoko. 







Decke von St. Jakobus in Burgwindheim Kanzel von St. Jakobus in Burgwindheim Die Ausstattung von St. Jakobus stammt im Wesentlichen von 1753. Die drei Altäre sollen nach Entwürfen Balthasar Neumanns von Wolfgang van der Auwera gearbeitet sein. Die Plastiken stammen von Peter Wagner, der auch in der Würzburger Residenz und in Veitshöchsheim aktiv war.  Die Orgel zeigt reiche Rocailleschnitzereien von Johann Grebenstein aus Bamberg 1751, das enthaltene Orgelwerk stammt jedoch von Josef Bittner 1909.  Spätgotische Passionsreliefs um 1500 mit dem Einfluss Riemenschneiders konnte ich bei meinen Recherchen vor Ort leider nicht finden.

Der an die Kirche angrenzende Nonnenhof beherbergt 1328-1415 ein Beguinenkloster, gerät später aber in Privatbesitz. Gegenüber befindet sich das Richterhaus des Klosters Ebrach von 1398-1561, in dem einer Quelle zu Folge "Bärtlinge" die Stock- und Halsgerichtsbarkeit vollzogen.






Wallfahrtskapelle in Burgwindheim Eine erste Wallfahrtkapelle zum Heiligen Blut wird 1467 errichtet (siehe oben). Das heutige Gebäude ist jedoch von 1594-97, die Ausstattung barock; das Altarblatt zeigt ein Abendmahl Hans Rottenhammers 1651. Im Inneren befinden sich auch vier spätgotische Figuren.




Heiligblutbrunnen in Burgwindheim Seit 1626 ist eine Quelle in der Nähe der Wallfahrtskapelle bekannt - der Heiligblutbrunnen. Ein Mirakelbuch dokumentierte wohl die heilkräftige Wirkung dessen Wassers und verbrannte 1631. Der Brunnenüberbau wird 1690 von Leonhard Dientzenhofer errichtet.

Schloss in Burgwindheim Das ehemalige Amtschloss ist heute das Pfarramt von Burgwindheim. Es wird 1720-25 als Kurie des Klosters von einem ungeklärten Baumeister errichtet.











Kommen wir noch einmal zurück zur Wallfahrtslegende von 1465: Nach einer Transkription von Harmening 1966 heißt es in der Urkunde Rep. a 95/I, Nr. 342, Fach 284 aus dem Bamberger Staatsarchiv:

Wir diß hernach geschriben mit namen Jorg von Thüngen marschalck Christoffel Fuchs Schultheis Hanns Fuchs Anthony von Seckendorf vnd wigelass wolffskell Beckennen offentlich vnd tun kund mit disem offen brieue. gem aller menglichen Als wir nach lonlichem herkomen Cristlicher ordnung. bei dem vmbgannge vnd process: an vnnsers Herren fronleichnams tag. Im funf vnd sechtzigisten Jarezu Burgkwindheim In dem dorf gewesen vnd sundern Ich Jörg von Thüngen marschalcke vnd Heintz Fuchs seeliger gedechtnuss den briester ab dem obgen vnnsers Heren fronnleichnams tag got dem Hern zu lobe vnd zu eren vmbe das dorf Burgkwindheim gefurt haben. in gegenwurtigkeit vnnser aller vnd der ersamen Schultheis dorfmaistere vnnd gantz gemeinde daselbs zu Burgwindheim, hat sich ein mercklich wunderzaichen vnd geschicht gemacht vnd begeben, Nemlichen als der Priester die monstrantzen vnd das helig Sacrament dar Inne getragen, hat sich die selb monstrantz on bewegung der winde vmgestossen vnuerrückt des priesters vnd menglichs aufgetham darauß der zart fronleichnam vnnsers lieben Hern Jhesu christi auf die erden geuallen Istm das alle die der process nach folgung gethan haben glaublichen gesehen. Vnd das solich wunder vnd geschicht, wie abgeschriben gescheen vnd ergangen sey So haben wir obgenante Jorg von Tüngen marschalck Christoffel Furchs Schultheis Hanns Fuchs Anthony von Seckendorf vnd wigelass Wollffskell vnnser yeglich zu war gezeügnuss aller obgeschriben sachen sein aigen Innsigel offenlich an disen briue gehangen der geben ist am Sontag nach dem hailigen Jars tag Nach Christi gepurt tausend, viehundert Sechzig vnd acht Jare.


Hinweis: Für Quellen zu dieser Seite sei auf die allgemeinen Quellen zu den Streifzügen verwiesen.


Stand 22.12.2016 20:56:57 Uhr