Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Schuhbauanleitung



Schnitterstellung

Die korrekte Vorgehensweise zur Erstellung eines Schnittes nach historischer Vorlage wäre die Adaption der Vorlage auf das Ziel durch Ausmessen des Fußes und Übertragung der Maße auf den Schnitt. Der Schnitt ist der Literatur zu entnehmen.

Da dieses Vorgehen jedoch einige Erfahrung voraussetzt, wird im Folgenden eine einfache - und inzwischen weit verbreitete - Methode angerissen, einen personalisierten Schnitt zu erstellen. Sind die Füße nicht allzu unterschiedlich, so genügt die Erstellung eines einfachen Schnittes. Andernfalls sind getrennte Schnitte für beide Füße zu erstellen.

Zunächst ist eine alte Socke anzuziehen, die beim weiteren Vorgehen zerstört wird, und den gesamten Zielbereich bedeckt (wichtig bei hohen Schuhen oder Stiefeln!). Diese Socke wird nun im Zielbereich mit zwei bis drei Lagen Paketklebeband locker umwickelt.

Anschließend werden die gewünschten Nähte mit einem wasserfesten Stift (Edding oder co.) markiert. Im vorliegenden Fall betrifft dies die folgenden Linien:
• Schaftrand. Beim halbhohen Schuh verläuft dieser nicht zu hoch auf dem Rist und auf jedem Fall unterhalb des Knöchels. Im Bereich der Ferse sollte er nicht höher gezogen werden als an den Seiten. Vergleiche Abb. 2.
• Hauptnaht am Oberleder: Diese kann wie in Abb. 2 vom Rist senkrecht nach unten verlaufen, kann aber auch leicht seitlich nach unten verlaufen. Wichtig ist ein lotrechtes Auftreffen auf die Sohlennaht.
• Verschlussnaht: Diese ist nicht in jedem Exemplar des Schuhtyps C1 anzutreffen. Dennoch ist es in jedem Fall sinnvoll, die Lage des Verschlusses zu markieren. Meist empfiehlt sich eine Positionierung direkt unterhalb des Knöchels. Auch hier ist auf ein lotrechtes Auftreffen der Linie auf die Sohlennaht zu achten. Wie Abb. 2 zeigt, befindet sich diese Verschlussnaht auf der Innenseite des Schuhs – wie in den meisten Fällen. Eine Positionierung auf der Außenseite ist eher als Ausnahme anzusehen.
• Sohlennaht: Auf Höhe des Auftreffens des Fußes auf den Boden zu markieren. Diese Linie sollte einer Umzeichnung des Fußes auf Bodenniveau entsprechen. Idealerweise sollte dieser Schritt von einer zweiten Person durchgeführt werden.

Tapemodell Nach der Markierung wird die Socken-Tape-Hülle mit einer kleinen Schere entlang der Nahtlinien zerteilt. Damit ergibt sich ein 2D-Modell des Schuhs, das in diesem Fall aus drei Teilen besteht.

Die Sohle sollte im Wesentlichen einer Umzeichnung des Fußes auf dem Boden entsprechen. Ihre Form variiert sehr stark abhängig von der individuellen Fußform.




Das Tape weist zwar nur eine geringe Elastizität auf. Prozessbedingt ist das Modell nun dennoch deutlich zu klein (der Fuß braucht etwas Spiel im Inneren des Schuhs). Dies kann nun entweder beim Übertragen auf den Schuh in Form einer großzügigen Nahtzugabe berücksichtigt, oder besser durch einen zweiten Iterationsschritt abgefedert werden.

PVC-Modell des Oberleders Dazu wird das Tapemodell zunächst statt auf Leder auf ein weiches PVC übertragen. Wichtig ist hier eine geringe Verbiegesteifigkeit des Materials, da es sich sonst nicht wie später das Leder verhalten wird.

Es ist darauf zu achten, dass im Bereich der Ferse eine leichte Biegung der Sohlenkante des Oberleders zu beobachten ist, da sonst der Schuh im Fersenbereich abstehen wird.

Die drei Teile werden nun mit einem sehr reißfesten Zwirn miteinander vernäht, wofür in dieser Anleitung derzeit leider keine Fotos zur Verfügung stehen. Prinzipiell ist folgende Vorgehensweise zu empfehlen:
• Zunächst wird der Oberledereinsatz eingenäht und das Oberleder geschlossen, indem mit einer einfachen Naht quasi überwändlich über die Stoßkanten gearbeitet wird. Zur Stabilisierung können diese Verbindungsstellen auch mit Klebeband oder Pflaster abgeklebt werden.
• Die Sohlennaht wird nun wie später beim eigentlichen Schuh mit Ferse und Spitze als Fixpunkten angeheftet, entweder mit einem einfachen Vorstich oder auch hier überwändlich.
• Das Modell wird nicht gewendet.

Diese Näharbeiten gehen schnell von statten und erzeugen ein Modell, an dem schnell ersichtlich sein sollte, an welchen Stellen des Schuhs noch Material zuzugeben oder wegzunehmen ist. Bei den Korrekturarbeiten kann nun eine Klebetechnik mit Materialeinsätzen verwendet werden.

Auf diese Weise ist nun ein personalisierter Schnitt entstanden, der später leicht für andere Schuhmodelle (z.B. Hoher Schuh) angepasst werden kann.

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