Foracheim 1248- Alltagsleben im mittelalterlichen Regnitztal
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Stiefel

Stiefel mit umlaufender Bindung (12./13. Jahrhundert)

Stiefel spätes 12. / 13. Jahrhundert Stiefel spätes 12. / 13. Jahrhundert Sohlendopplung von innen Stiefel grenze ich hier auf dieser Seite schlicht durch die Höhe des Schaftes ab. Zunächst sei ein Beispiel aus Rindsleder gezeigt, das den typischen Stiefel im späten 12. und im 13. Jahrhundert repräsentiert. Schafthöhe ist hier ca. 30cm.

Wie beim Hohen Schuh dieser Zeit (Hohe Schuhe) ist das Oberleder einteilig geschnitten, d.h. am gesamten Oberleder ist nur eine einzige Naht vorhanden (Innenseite bis hoch auf den Rist). Die Schnürung erfolgt hier durch einen eingelegten Ösenriemen, es gab aber auch hier die Variante des  einfachen Einschneidens von Ösen. Das hier gezeigte Beispiel hat eine Fersenkappe und einen Kether im Fersenbereich (der so bereits im 12. Jahrhundert gefunden werden kann).





Stiefel spätes 12. / 13. Jahrhundert Stiefel spätes 12. / 13. Jahrhundert In dieser Zeit (also etwa um 1200 herum) scheint es üblich gewesen zu sein, Schuhsohlen im Einzelfall durch Dopplung zu verstärken, d.h. einfach zwei Ledersohlen übereinander zu vernähen. Dadurch läuft der Träger auf der Narbenseite der Innensohle, der Aufwand beim Nähen steigt aber signifikant. Oft wurden dabei nur Teile der Sohle gedoppelt, im Einzelfall wie hier aber auch die gesamte Sohle. Im Lauf des 13. Jahrhunderts scheint diese Technik dann zu verschwinden bzw. zumindest in den Hintergrund zu treten.






Einfacher Stiefel vom Weiten Filz (14. Jahrhundert?)

Stiefel vom Weiten Filz Stiefel vom Weiten Filz Stiefel vom Weiten FilzEine Besonderheit stellt der Schuhfund dar, den die Archäologische Staatssammlung in München als Stiefel aus dem 14. Jahrhundert einstuft. Dabei handelt es sich um das Schuhwerk der Frau "Rosalinde" von Peiting, eine Moorleiche, über die es hier einen sehr schönen Wikipedia-Artikel gibt. Dieser Fund aus dem Weiten Filz bei Hohenpeißenberg im Landkreis Weilheim-Schongau ist derzeit in der wissenschaftlichen Diskussion hochaktuell, da er eine nachträgliche Umdatierung erfahren hat. Ursprünglich eher im Frühmittelalter oder frühen Hochmittelalter angesiedelt, ergab eine Neudatierung der Leiche 2007 eine Datierung "mit einer 95,4 %igen Wahrscheinlichkeit in dem Zeitraum zwischen 1290 und 1370 oder zwischen 1380 und 1440 n. Chr." (Wikipedia). Interessant ist diese Datierung nicht nur durch den in dieser Form einmaligen Schuhfund, sondern auch die ebenfalls im Fundgut enthaltenen Textilien (Wollkleid, Unterkleid aus Leinen, evtl. eine Art Wollunterhose und ein Brettchenband im Haar).



Stiefel vom Weiten Filz Stiefel vom Weiten Filz Die sehr gut erhaltenen Originale der Stiefel wurden 2011 im Rahmen der Sonderausstellung "Menschen und Dinge" der Archäologischen Staatssammlung in München gezeigt und lassen meiner Ansicht nach eine typologische Datierung in das 14. Jahrhundert durchaus zu. Verblüffend ist die Einfachheit des Verschlusses - der existiert nämlich schlicht nicht. Das Oberleder ist der Funktionalität entsprechend in zwei Teile geteilt - ein Vorderblatt aus Rindsleder und einen weicheren, einteiligen, Schaft aus Ziegenleder. Augenscheinlich wurde in den Schaft auf der Vorderseite ein Verstärkungsstück integriert, um das Ziegenleder hier beständiger zu machen. Die Sohle ist von einem umlaufenden Kether umgeben. "Rosalind" sollen diese Stiefel nahezu bis zu den Knien gereicht haben.





Knöpfriegelstiefel aus Bad Windsheim (15. Jahrhundert)


Stiefel Stiefel StiefelFür das Schuhwerk des späten 15. Jahrhunderts gibt es in unserer Region einen kleineren Fundkomplex in Bad Windsheim.

Die nebenstehenden Abbildungen zeigen einen Rekonstruktionsvorschlag eines Stiefels aus diesem Fundkomplex mit zwei Teilinnensohlen, dreiteiligem Zuschnitt des Oberleders (was ihn vom gezeigten Stiefel des 12. / 13. Jahrhunderts unterscheidet), Teilrandstreifen und Knöpfriegelverschluss.

Die Teilinnensohlen wurden augenscheinlich einfach als Sohlendopplung in die Sohlennaht mit eingelegt - eine Technik, die sonst eher untypisch für das 15. Jahrhundert ist (s.o.).

Stand 12.10.2012 00:34:49 Uhr